Polnische Katholische Mission in Hannover

Wir sind eine von vielen polnischen katholischen Missionen in Deutschland und weltweit, die sich um die Seelsorge im Ausland lebender Polinnen und Polen, die Bewahrung polnischer Traditionen und religiöser Bräuche sowie den Dialog und die Zusammenarbeit mit anderen Ortskirchen kümmern. Die Polnische Katholische Mission in Hannover umfasst die Dekanate Hannover, Celle, Verden, Hildesheim und Hameln-Holzminden.

Kapelle geweiht Unserer Lieben Frau von Tschenstochau

Ein besonderes Zeichen der Anwesenheit von Menschen aus Polen in Hannover in der Kirche Maria-Frieden ist seit langem die Kapelle der Kirche, geweiht der Mutter Gottes von Tschenstochau (Częstochowa). Die Kapelle wird noch heute für Hl. Messen und Andachten in polnischer Sprache genutzt und dient, wie inzwischen die gesamte Kirche, der polnischen Mission. Dank der Entscheidung des Bischofs Josef Homeyer hatte das Bischöfliche Generalvikariat Hildesheim im Jahr 1988 beschlossen, die Kapelle von Grund auf zu renovieren. In dieser Kapelle sind u. a. Schaukästen mit Dankesgaben von Menschen, die die Hölle des 2. Weltkrieges überlebt haben. Im Hauptaltar befindet sich seit 1988 ein neues Bild der Mutter Gottes von Tschenstochau.

Den Entschluss, eine Kirche unter der Anrufung Maria-Frieden im Stadtteil Hannover-Buchholz zu bauen, hatte das Bischöfliche Generalvikariat in Hildesheim im Jahr 1963 gefasst. Nach der Kirchweihe am 8. Mai 1965 beschloss der Bischof von Hildesheim, Heinrich Maria Janssen, die Kapelle in dem nördlichen Teil der Kirche den polnischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu übergeben.

Hannoversche Wallfahrt

Initiator der Überführung des früheren Bildes der Mutter Gottes von Tschenstochau nach Hannover war ein Franziskanerpater, Melchior Julian Fryszkiewicz. Die Inthronisation dieses auch heute noch gegenwärtigen Bildnisses in der damaligen hölzernen Kapelle, ebenfalls in Hannover-Buchholz, fand am 8. Dezember 1959 statt. Die aus Polen mitgebrachte Liebe zur Mutter Christi hat sehr viele Jahre überdauert und vereint Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Generationen.

Mit dem Tschenstochauer Bild ist die wichtigste religiöse Feierlichkeit der Polnischen Katholischen Mission Hannover verbunden, die sogenannte „Hannoversche Wallfahrt“. In der Zeit des Kalten Krieges konnten oder wollten sich nur wenige unserer Landsleute in ihre Heimat aufmachen. Im Zusammenhang damit beschlossen im Jahr 1959 die polnischen Seelsorger, ein spezielles Zentrum zur Verehrung der Mutter Gottes von Jasna Góra, dem häufigsten Pilgerziel in Polen, zu gründen. So entstanden zwei solche Zentren: eins in Mannheim für den Süden, und das zweite in Hannover, für den Norden Deutschlands.

Die Feierlichkeit wird Wallfahrt genannt, da Gläubige aus dem Norden Deutschlands dann nach Hannover pilgern – aus Niedersachsen, Hamburg, Bremen usw. Die Hannoversche Wallfahrt findet immer am Sonntag nach dem 15. August (Mariä Himmelfahrt) statt und hat einen konstanten Verlauf: Sie beginnt mit der Prozession des 1959 eingeführten Bildes der Mutter Gottes durch die Straßen der Stadt und zurück zur Maria-Frieden-Kirche, wo eine feierliche Messe stattfindet. Nach der Mittagspause wird eine Marianische Akademie abgehalten, die in der Ausstellung des Allerheiligsten gipfelt, wonach das Bild schließlich in die Kapelle gebracht wird.

Das Gemeindehaus

Ein ebenfalls sehr wichtiges Ereignis für die Polinnen und Polen in Hannover war der Bau des Pfarrheimes bzw. Gemeindehauses. Bislang fanden Religionsunterricht, Pfarrgemeinderatssitzungen und Seelsorgebesprechungen im Gemeindehaus der deutschen Gemeinde Maria-Frieden oder in der Kapelle statt. Die Realisation des Gemeindehauses der Polnischen Katholischen Mission Hannover wurde von Pfr Stanisław Budyń initiiert (leitender Pfarrer der Gemeinde von 1982 bis 2002 und 2002–2020 Delegat der Polnischen Katholischen Missionen in Deutschland).

Die Bauarbeiten begannen im September 1984 und am 2. Juni 1985 wurde das Gebäude durch den Weihbischof Heinrich Pachowiak aus Hildesheim eingeweiht. Durch das neu entstandene Pfarrheim wurde das Leben der „Polonia“ (das ist der polnische Begriff für im Ausland lebende Polen) belebt, es dient der Entfaltung der Religion, der Kultur und des Gemeindelebens. Im Gemeindehaus finden systematischer Religionsunterricht für Kinder und Jugendliche, Gemeindechorproben, Jugend- und Seniorentreffen sowie Kurse für Polnisch, Deutsch und Englisch statt. Es gibt Lesungen, Konzerte und Vorstellungen. Außerdem wurde auch eine Bibliothek eingerichtet, die sich schnell vergrößerte und bis heute in Betrieb ist.

Schon während der Einweihung zeigte sich, dass das Pfarrheim zu klein war. Man darf nicht vergessen, dass dies die Jahre des Kriegsrechts in Polen waren, wodurch nach Deutschland, uns somit auch nach Hannover, tausende Asylsuchende kamen, die vor dem kommunistischen Regime aus Polen geflohen waren. Gerade hier in der Polnischen Katholischen Mission fanden sie ein wenig Heimat, Zuflucht, geistliche Unterstützung und ebenso rechtliche und soziale Hilfe, die bei der Wohnungssuche, bezüglich des Aufenthaltsstatus usw. nötig war. Aufgrund dessen bemühte sich Pfr Stanisław Budyń darum, das Gemeindehaus erneut erweitern zu können. Anfang März 1994 wurde mit den Umbauarbeiten begonnen und bereits am 21. August 1994 hat Bischof Tadeusz Pieronek (damaliger Generalsekretär der polnischen Bischofskonferenz) das neue vergrößerte Zentrum der Gemeinde eingeweiht.

Der Ausbau der Pfarreinrichtungen ermöglichte die Gründung des Zentrums zur Förderung der polnischen Sprache und Kultur an der PKM in Hannover e. V., eine Schule, an der jährlich viele Kinder und Jugendliche in zahlreichen Gruppen unter der Leitung von qualifizierten Lehrkräften Polnisch sowie polnische Geschichte, Geographie und Kultur lernen. Außerdem dient das Pfarrheim mit seinen Räumlichkeiten nach der Erweiterung auch anderen polnischen Organisationen, Verbänden und Gruppen noch besser als Begegnungsstätte.

Denkmal des Hl. Johannes Paul II.

Das zuerst nahe der polnischen Kapelle stehende und viele Jahre später vor den Eingang der Maria-Frieden-Kirche überführte Denkmal von Johannes Paul II. ist von Prof. Czesław Dźwigaj aus Krakau (Kraków) entworfen worden. Auf dem Denkmalsockel befinden sich die Worte eines Papstgebetes: „Gott erhöre meine Stimme und gib der Welt Deinen Frieden“. So viele in Deutschland, in Polen, auf der ganzen Welt lebende Menschen haben das Drama des Krieges erfahren. Johannes Paul II. lehrte uns, wie man im Frieden lebt, wie wir Frieden schaffen können und Verständigungsbrücken zwischen den Menschen unterschiedlicher Sprachen, Nationen und Kulturen bauen.

Die Aufstellung des Denkmals geht auf eine Initiative von Pfr Tadeusz Kluba zurück, mit großer Unterstützung der Gemeindemitglieder. Anlass war das 25-jährige Pontifikat des Papstes. Enthüllt wurde es am 14. Dezember 2003 von Erzbischof Szczepan Wesoły aus Rom. Es ist in Deutschland das erste Denkmal des aus Polen stammenden Papstes gewesen, ein wahrlich bemerkenswertes Symbol, das errichtet wurde, um an die Lehre des Hl. Vaters zu erinnern – und vor allem auf sein Engagement in der Sache des göttlichen Friedens unter den Völkern hinweisen soll. Seit dem 18. November 2018 besitzt die Polnische Katholische Mission in Hannover eine Soutane von St. Johannes Paul II., die in einer Vitrine in der Kirche Maria Frieden ausgestellt ist.

Das Kreuz der Solidarność

Eine besondere Symbolkraft hat das Solidaritätskreuz, das neben der Kapelle steht. Am 1. Januar 1982 errichteten Polen in der Innenstadt von Hannover (Steintor) ein Kreuz als Zeichen der Solidarität mit ihrem Land und den dort durch das am 13. Dezember 1981 verhängte Kriegsrecht geplagten Menschen. Nach einem halben Jahr ordnete die Stadtverwaltung die Entfernung des Kreuzes an und so fand es einen würdigen Platz neben der polnischen Kapelle. Auf dem Kreuz wurden die Namen der Opfer des Kriegsrechts verewigt. Diejenigen, die nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten, von ihren Angehörigen getrennt wurden, fliehen mussten, um ihre Freiheit und ihr Leben zu retten, versammelten sich an diesem Kreuz. Bis heute ist es ein Ort des Gedenkens und des Gebets für diejenigen, die für ein freies Polen und ein würdiges Leben gekämpft haben. Am Karfreitag 2000 wurde ein neues Kreuz aufgestellt, da das erste altersbedingt leider der Zerstörung anheim fiel.